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Unser „Aislamiento“ könnte schlimmer sein

01/04/20 – 31/05/20: Gleich zu Beginn dies: Die Ausgangssperre wurde am 31/03/20 natürlich nicht aufgehoben und das änderte sich nur wenig bis zu unserer Abreise am 01/06/20. Das „Aislamiento social, preventivo y obligatorio“ wie die Ausgangssperre in Argentinien genannt wurde, wurde zum Dauerzustand. Glücklicherweise entwickelten sich die Covid-Fallzahlen in der Provinz Salta sehr zurückhaltend und so gab es regelmässig Lockerungen, welche wir natürlich sehr gerne nutzen.

 

So durften wir bald wieder selber ins Dorf zum Einkaufen, später war es auch offiziell wieder erlaubt „in der Natur Sport zu treiben“ und gegen Ende Mai öffneten sogar die ersten Restaurants in Cafayate.

 

Wir hätten uns zu Beginn unseres „Aislamientos“ nie träumen lassen, dass wir am Schluss mehr als zwei Monate auf dem Camping Municipal in Cafayate bleiben würden. Aber Covid und die damit verbunden Massnahmen der argentinischen Regierung zwangen uns unfreiwillig dazu. Kaum zu glauben aber wahr, es wurde uns trotzdem nie langweilig und die Tage verflogen im Nu. Klar, es gab Tage, an denen wir „die Schnauze voll hatten“ und wir uns fragten, was das alles sollte. Mehrheitlich überwogen aber die positiven Seiten. Es war eine kleine „Achterbahnfahrt der Gefühle“. Marco startete endlich mit seinen Meditationsübungen und joggte so regelmässig wie schon lange nicht mehr, während Andrea im „Armbändchen knüpfen“ eine neue Herausforderung fand. Bei unseren sehr regelmässigen „Einkaufsausflügen“ ins Dorf kamen wir mit vielen Einheimischen ins Gespräch (mit dem Zeitungsverkäufer, mit Geschäftsinhabern oder mit Maria von der Touristenpolizei). Zudem schafften wir es, eine kleine Bodega zu besichtigen (inkl. Weindegustation), mehrere Flussspaziergänge zu machen und bekamen die Gelegenheit, mit der Tourismusverantwortlichen von Cafayate bei Kaffee und Kuchen über die aktuellen Herausforderungen zu diskutieren. Natürlich gab es auch das eine oder andere „Festchen“ zu feiern – so z. B. die Geburtstage von Angie und Chris, unser 50-Tage-“Aislamiento“-Jubiläum oder die Wiedereröffnung der ersten Restaurants in der Stadt. Apropos Stadt: mit jedem Tag unseres Aufenthaltes in Cafayate wuchs uns das kleine, malerische Städtchen mehr ans Herz. Wir fühlten uns schlussendlich fast ein bisschen zu Hause.

 

Wie zu erwarten war, blieben wir nicht die einzigen unfreiwilligen Gäste auf dem Campingplatz. Kurz nach unserer Ankunft stiessen im Abstand von etwa einer Woche zwei Argentinier dazu. Mit den beiden verstanden wir uns gut und kochten sogar zweimal zusammen: Gnocchi und Tortas Fritas. Später gesellten sich ein weiterer Argentinier und ein argentinisch/kolumbisches Paar dazu. Ab dann wurde das Ganze auf dem Camping etwas komplizierter. Unsere Vorstellung von Zusammenleben unterschied sich eben etwas gar fest von der ihrigen. Ein nächtlicher Polizeieinsatz, ausgelöst durch eine handfeste Auseinandersetzung des Paares, war natürlich nicht gerade förderlich für die Stimmung. Wenigstens sorgte das nächtliche Sirenengeheule für kinoreife Unterhaltung. Schlussendlich blieb es eine Zweckgemeinschaft.

 

Nicht nur wir Menschen bekamen Nachbarn, auch Frieda (Marcus' verbeinige Begleiterin) bekam Gesellschaft. Am Ende lebten mindestens vier zusätzliche Hunde mit uns auf dem Camping. An einen gemütlichen Spaziergang ins Dorf war nicht mehr zu denken, denn ständig hatten wir vier halbverrückte Strassenhunde im Schlepptau. Aber irgendwie gefiel es den Vierbeinern bei uns......da war nichts zu machen. Nicht gerade förderlich waren natürlich auch die Hundefutterlieferung der örtlichen Hundefreunde.

 

Unsere Reiseplanung ging ja davon aus, dass wir Mitte Juni 2020 in die Schweiz zurückkehren würden. So verfolgten wir regelmässig die Neuigkeiten über mögliche Rückflüge nach Europa. Schon Ende April starten wir einen Versuch, einen Flug zu erreichen, mussten aber feststellen, dass wir einige Tage Vorlauf brauchten, um alle nötigen Dokumente zu besorgen, unseren Muck vorzubereiten, die Verschiffung zu organisieren und nach Buenos Aires zu reisen. Wir hatten uns aber darauf eingestellt, nun längere Zeit in Cafayate zu bleiben. Als sich Ende Mai die Schweizer Botschaft bei allen „gemeldeten“ Schweizern meldete und nach dem Interesse nach einem weiteren Rückflug fragte, sagten wir einmal zu. Umso mehr waren wir überrascht, als eine Woche später die Nachricht kam, dass voraussichtlich am 05/06/20 ein Sonderflug von Buenos Aires nach Zürich organisiert werden würde. Wir entschieden uns, diese Gelegenheit zu nutzen und machten uns daran, alles Notwendige zu organisieren. Es galt eine Gesundheitszeugnis zu organisieren, die notwendigen Dokumente von der Botschaft und der örtlichen Polizei zu besorgen, die Verschiffung und die Unterkunft in Buenos Aires zu buchen und Muck für die Rückfahrt und die Verschiffung bereit zu machen. Da wir einige Arbeiten bereits bei unserem ersten Versuch erledigt hatten und damals bereits schon erste Vorabklärungen getroffen hatten, kamen wir gut voran und konnten alles in der geplanten Zeit erledigen.

 

Neben uns hatten sich auch Patrik und Beatrice spontan entschieden, in die Schweiz zurückzukehren. Für sie wird es aber nur eine vorübergehende Rückkehr, denn sie wollen spätestens im Oktober 2020 wieder zurückkehren. So würde unsere „Corona-Camp-Familie“ bald etwas kleiner werden und wir genossen die verbleibenden Tage umso mehr. 

 

Wenn ihr erfahren wollt, wie unsere Fahrt nach Buenos Aires verlief, wie wir die Zeit bis zum Rückflug verbrachten und ob wir Muck im Hafen von Zarate abgeben konnten, lest einfach unseren nächsten Bericht.

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