· 

Von Le Corbuiser, Walen und Wasserpumpen

05/11/18 – 19/11/18: Unsere Reise durch Argentinien begann in Gualeguaychu am Rio Uruguay und der erste Tag war mit alltäglichen Sachen wie Waschen und Einkaufen verplant. Unser erstes Ziel in Argentinien war die Peninsula Valdes, welche für ihre Tiere (Wale, Seelöwen, Seeelefanten, Pinguine) bekannt ist. Diese lag aber rund 2'000 km südlich vom Ort unserer Einreise – also war etwas „Kilometer-Fressen“ angesagt.

 

So führte unser Weg erstmals in Richtung Buenos Aires und wir kamen schon schnell in den Genuss einer der Besonderheiten Argentiniens – die riesigen Distanzen zwischen einzelnen Orten. Wenn wir dachten, in Uruguay sei es schon ziemlich leer und langweilig, so steigerte sich das in Argentinien je weiter südlich wir kamen. Für uns waren die fast endlos scheinenden Weiten extrem beeindruckend aber auch irgendwie beängstigend. Der Ratschlag anderer Reisender, immer nachzutanken, bevor die Anzeige unter die Hälfte fällt, machte plötzlich irgendwie Sinn.

 

Dank eines Navigationsfehlers lenkten wir unseren Muck direkt nach Buenos Aires und so kam es dann, dass wir uns plötzlich auf der Av. 9 de Julio mitten in der argentinischen Hauptstadt wiederfanden. Doch irgendwie fanden wir heil wieder raus aus dem Verkehrschaos und steuerten auf die Stadt La Plata zu. Hier besuchte Andrea die Casa Curutchet, das einzige Gebäude von Le Corbusier in ganz Südamerika. Von hier aus folgten wir dem Rio de la Plata bzw. dem Atlantik und kamen rasch zu den bekannten argentinischen Standorten wie Pinamar, Villa Gsell, Mar del Plata oder Necochea. Die hatten doch grosse Ähnlichkeit mit Strandorten entlang der spanischen Mittelmeerküste. Doch auch hier war noch absolute Nebensaison – man musste froh sein, wenn man ein geöffnetes Bistro für eine Kaffeepause fand.

 

Bald schon zeugten die noch weiteren Strecken „ohne nichts“, der immer stärkere Wind und die Lebensmittelkontrollen davon, dass wir Patagonien erreicht hatten. Und mit der Ankunft in Patagonien tauschten auch die kurzen Hosen ihren Platz im Kleidreschrank mit der warmen Softshell-Jacke.

 

Kurz bevor wir die Peninsula Valdes erreichten, nächtigten wir in einem kleinen Strandort in der Nähe von Viedma – El Condor heisst er. Während der Suche nach einem geöffneten Restaurant fürs Abendessen wurden wir von einem älteren Herrn sehr höfflich auf Deutsch angesprochen, ob wir Hilfe benötigten. Ein paar Worte später hatten wir eine Restaurantempfehlung für den entsprechenden Abend. Bevor wir dann um 20:30 Uhr (...so spät) zum Essen gehen konnten, machten wir einen Spaziergang entlang der Klippen und bestaunten die unzähligen Papageien, welche dort ihre Nester haben. Als wir dann im Restaurant gerade beim Bestellen waren, tauchte zu unserer grossen Überraschung der nette Herr, Emilio ist sein Name, begleitet von seiner Frau Lillie und seiner Enkelin, wieder auf. Wir setzten uns gemeinsam an einen Tisch und hatten einen wunderschönen Abend – wir konnten uns in Spanisch und Emilio in Deutsch üben. Da wir eh einen Tag Pause machen wollten, blieben wir einen Tag länger in El Condor, wovon wir dann unerwarteterweise mehr als die Hälfte mit Emilio, Lillie und deren Familie verbrachten. Vielen herzlichen Dank den beiden für die tolle Zeit und die Gastfreundschaft. Es war eine schöne Zeit mit euch.

 

Bald schon erreichten wir dann die Peninsula Valdes. Im Besucherzentrum holten wir uns die notwendigen Infos und fuhren dann auf der Schotterstrasse zu den angegebenen Punkten. Es gab eine Kolonie von Magellan-Pinguinen, eine Kolonie von Seelöwen und eine von Seeelefanten. Wale sahen wir am späteren Abend dann zur grossen Freunde von Andrea auch noch. Nur auf die Orcas warteten wir vergebens – die liessen sich nicht blicken. Das erste Mal auf unserer Reise trafen wir hier auf Touristen; auch auf solche aus Europa. Doch scheinen die für die argentinischen Campingplatzbetreiber nicht wirklich zu zählen. Anders ist es nicht zu erklären, warum der einzige Campingplatz auf der Halbinsel nicht geöffnet war.  

 

Von anderen Reisenden hatten wir den Tipp bekommen, dass sie an der Playa Cartera (nur einige wenige Kilometer von der Peninsula Valdes entfernt) viele Wale gesehen hätten. Also fuhren wir auch dorthin. Leider waren wir scheinbar etwas zu spät dran und so sahen wir nur einen einzigen Wal und der war auch noch relativ weit weg. Dafür lernten wir Bert und Erika aus der Ostschweiz kennen, welche seit mehr als fünf Jahren unterwegs sind. 

 

Da es uns an diesem Platz so gut gefiel, wollten wir einen zweiten Tag anhängen. Doch gerade jetzt zickte die Wasserpumpe in unserem „Häuschen“ rum und wollte nicht mehr funktionieren. Statt also nach Walen Ausschau zu halten, fuhren wir ins nahegelegene Puerto Madryn und suchten eine Tauchpumpe bzw. jemand der diese reparieren konnte. Jeder den wir fragten, versuchte uns irgendwie zu helfen, doch am Schluss mussten wir erfolglos aufgeben und fuhren deshalb zum Campingplatz, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Hier trafen wir auf einen superfreundlichen Platzwart, der gelernter Elektriker war und sich unserem Problem annahm. Er prüfte alle Kabel auf Strom, demontierte die Pumpe und prüfte die auf deren Funktion. Einzeln funktionierte alles und als die Pumpe wieder angeschlossen war, funktionierte auch diese wieder einwandfrei. Wir hoffen, dass dies bis zu unserer Rückkehr nun so bleibt. Nochmals vielen herzlichen Dank dem netten Chef vom ACA Camping in Puerte Madryn. Auf dem selben Camping standen noch zwei weitere Schweizer und ein Deutscher, welche sich bereits länger kannten und öfters gemeinsam unterwegs sind. Bei der Vorstellungsrunde wurden wir von denen dann spontan zum Apéro eingeladen und verbrachten so einen sehr lustigen und unterhaltsamen Abend mit Walter, Chris und Angie sowie Willi und Heidi. Wer weiss, vielleicht trifft man sich ja wieder. 

 

Wir hatten uns spontan entschlossen, unsere Route etwas zu ändern und bereits in Trelew Argentinien zu durchqueren und in die Gegend rund um El Bolson / San Carlo de Bariloche zu fahren. Denn wir mussten in der Nähe von El Bolson noch Bücher, welche wir für unsere argentinischen Versicherungsagenten (Klaus und Claudia) aus Deutschland mitführten, abliefern. So verliessen wir in Trelew die Küste und starteten unsere erste Landesdurchquerung. Hier wurde es dann so richtig einsam und leer. Kilometerweise nichts als Pampa – von weitem noch grün und von nahem dann doch sehr trocken und dürr. Wir hatten den Tipp erhalten, die Ruta Provincial 12 zu fahren und das stellte sich als richtiger Glückstreffer heraus. Die Strasse führte dem Rio Chubut entlang und eröffnete uns immer wieder tolle Ausblick auf bizarre Felsformationen, beeindruckende Canyons und atemberaubende Landschaften. Das Ganze sah für uns aus wie eine Kulisse aus einem Westernfilm – einfach traumhaft. Und mitten in dieser Abgeschiedenheit fanden sich auch noch supercoole Stellplätze für die Nacht. Wir liessen uns Zeit, besuchten den Piedra Parada sowie den Canadon Las Buitreras und brauchten für die rund 250 km Schotterpiste deshalb fast drei Tage.

 

Und dann trafen wir auf die wohl bekannteste Strasse Argentiniens – die Ruta 40. Dieser folgten wir bis nach El Bolson, wo wir uns dann für einige Tage auf der Farm von Klaus und Claudia einquartierten. Die beiden waren früher selber sehr viel unterwegs. Unter anderem bereisten sie mit dem Motorrad für rund 16 Jahre die ganze Welt. Darüber haben sie auch ein Buch geschrieben „Abgefahren – In 16 Jahren um die Welt“. 

 

Was wir in der Argentinischen Schweiz so erlebt haben und wie unsere Reise weiter ging, berichten wir auch gerne zu einem späteren Zeitpunkt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0