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Vom Winde verweht auf „Tierra del Fuego“

 

08/01/19 – 18/01/19: Wir hatten Glück und erwischten gleich eine Fähre. Die Überfahrt nach Feuerland dauerte nur rund 20 Minuten – Zeit genug um Delfine, Pinguine und Albatrosse zu beobachten und mit einer brasilianischen Familie aus Blumenau Deutsch zu sprechen. Und dann waren wir schon auf der „Isla Grande de Tierra del Fuego“, die mit rund 47'000 km2 grösste Insel des Feuerland-Archipels. Argentinien und Chile teilen sich die Insel auf, so dass auch dieser Bericht zwei Länder umfasst.

 

Die erste Überraschung erlebten wir gleich am ersten Übernachtungsplatz. Wer hätte gedacht, dass man in dieser verlassenen Gegend auf eine für die chilenische Architektur wichtige Siedlung trifft – Cerro Sombrero. Andrea war auf alle Fälle begeistert von dem in den Anfang der 1960-Jahren nach einem Masterplan erbauten Dorf und so spazierten wir etwas länger als gedacht in dem kleinen Nest umher.

 

Weiter ging es Richtung Süden mit einem Zwischenstopp im Parque Pinguino Rey. Hier brütet die einzige Kolonie von Königspinguinen auf dem südamerikanischen Festland. Obwohl uns das Ganze etwas an einen Zoo erinnerte, waren diese stattlichen „Herren im Frack“ sehr sehenswert und begeisterten uns.

 

Und dann stand ein weiterer Grenzübertritt nach Argentinien an. Langsam kriegen wir etwas Routine darin, welche Zettel man wo abgeben muss und welche Stempel man wo bekommen sollte. Auch die für uns fragwürdigen Lebensmittelkontrollen lassen wir geduldig über uns ergehen. Die Einfuhr von Frischprodukten (Fleisch, Gemüse, Früchte, Käse) ist in beide Länder verboten. So muss man immer schauen, dass der Kühlschrank mehr oder weniger leer ist. Ansonsten darf man die feinen Sachen den Zöllnern abgeben.

 

Wieder in Argentinien ging es über die Ruta 3 ziemlich direkt nach Ushuaia – zum „Fin del Mundo“. Wir waren sehr gespannt auf diese Stadt und wurden bereits am Anfang positiv überrascht. Wir meinten, die ganze Stadt sei überfüllt mit Touristen und „Overlandern“ – dem war aber nicht so. Die Stadt selber hat nicht wirklich viel zu bieten. Sie ist halt sehr touristisch geprägt und so finden sich neben vielen Hotels und Hostels, zahlreiche Sportgeschäfte, Souvenirshops und Touranbieter. Wir liessen es uns natürlich trotzdem nicht nehmen, etwas durch die Stadt zu bummeln und das obligate Foto am „Fin del Mundo“-Schild zu machen.

 

Irgendeinmal „verirrt“ sich bekanntlich fast jeder Schweizer Südamerika-Reisende nach Ushuaia und so lernten wir bereits am ersten Abend Ueli und Susanne aus dem Kanton Bern kennen. Am nächsten Tag trafen wir während unseres Stadtbummels auf Chris, Angie, Willi und Heidi, welche wir in Puerto Madryn kennengelernt hatten. Da Ueli und Susanne zufälligerweise Willi und Heide kannten, bildete sich für die nächsten paar Tage eine Schweizer Reisegruppe, welche gemeinsam die Ruta 33 bis an deren Ende fahren wollte.

 

Auf dieser Fahrt statteten wir der Estanica Haberton – der ältesten Estanzia auf Feuerland – einen Besuch ab. Neben der Estanzia besichtigten wir auch das angegliederte Naturmuseum, welches sich der Sammlung von Skeletten von Meeressäugern verschrieben hat. Die Sammlung umfasst mehr als 2'500 Skelette und im „Bones-House“ werden täglich weitere Knochen gesäubert und präpariert. Ein nicht ganz alltäglicher Anblick und ein spezieller Geruch.

 

Die Fahrt ans „Ende der Strasse“ war abwechslungsreich und führte entlang dem Beagle-Kanal. Am Ende angekommen, erfuhren wir, was „Feuerland-Wetter“ bedeutet. Nach Sturmböen und Graupelschauer öffnet sich der Himmel und die Sonne kam für einige Minuten hervor, nur um nachher wieder im Regengrau zu verschwinden.

 

Jeden Abend suchten wir uns jeweils einen passenden Platz, wo wir unsere Fahrzeuge (vom Toyota Landcruiser bis zum Steyr) abstellen konnten. Dann setzen wir uns trotz der Kälte draussen hin, machten Feuer und redeten über Gott und die Welt. So entstand eine Art „Ferienlagerstimmung“, welche wir sehr genossen. Es tat gut, wieder einmal für längere Zeit mit netten Menschen zusammen zu sein. Vielen Dank an alle für die tollen Tage!

 

Auf der Rückfahrt Richtung Norden machten wir Halt in Tolhuin. Zum einen wegen der tollen Bäckerei (wir waren schon fast Stammgast), zum andern wegen dem Camping Hain, wo wir mit Martina und Hermann verabredet waren, welche wir schon mehrere Male auf unserer Reise getroffen hatten. Der im positiven Sinn verrückte Campingbetreiber Roberto hat mit viel Fantasie aus Abfallprodukten einen einzigartigen Campingplatz geschaffen, der einen Besuch lohnt. Und da auch Chris, Angie, Willi und Heidi auf dem Camping übernachteten, verbrachten wir einen sehr lustigen Abend in geselliger Runde. In Tolhuin trennten sich dann unserer Wege wieder – aber hoffentlich nur bis zum nächsten Wiedersehen.

 

Unsere Reise führte uns wieder Richtung Norden. Vor Rio Grande bogen wir auf die Ruta 8 ab, welche uns durch die Pampa, vorbei an mehreren Estanzia zum Paso Rio Bellavista brachte, wo wir wieder nach Chile einreisten.

 

Der chilenische Teil Feuerlands ist viel weniger bewohnt und „bereist“ als der argentinische und so auch noch viel ursprünglicher. Wir machten uns auf, zum zweiten „Fin del Mundo“. Eine vom Militär erst in den letzten Jahren erbaute über 100 km lange Strasse führt mit Brücken und waghalsigen Kurven durch grüne Wälder, entlang von Flüssen und Seen, über Berge und durch Täler bis nach Caleta Maria am Ende des Almirantazgo-Fjordes. Eine Fahrt in die Einsamkeit – wir passierten auf den 100 km keine 10 Häuser. In Caleta Maria dann das pure Gegenteil von Ushuaia – ein Haus, ein Wohnwagen, ein „Fin del Mundo“-Schild und sonst nichts. Das sieht doch mehr nach „Ende der Welt“ aus.....

 

Auf dem Rückweg feierte Andrea ihren Geburtstag. Da wir noch immer „irgendwo im Nirgendwo“ waren und seit unserem Grenzübertritt vor vier Tagen keinen Lebensmittelladen mehr entdeckt hatten, fiel das Geburtstagsmenü etwas spärlicher aus als auch schon. Fertig-Ravioli mit Pesto mussten genügen. Aber eine Flasche Wein und etwas Süsses gab es dann trotzdem......so was haben wir meisten auf Lager.....Und einen Stellplatz mit Meerblick und tollem Sonnenuntergang gab es auch noch dazu.

 

Unsere Reise führt uns dann weiter durch die chilenische Pampa (steht der argentinischen in nichts nach) und entlang der Magellan-Strasse nach Porvenier, einem verschlafenen Ort mit bunten Häusern. Von dort brachte uns eine Fähre aufs chilenische Festland nach Punta Arenas, wo unsere Reise weiter geht. Mehr davon im nächsten Bericht.

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Kommentare: 2
  • #1

    E (Dienstag, 22 Januar 2019 15:11)

    Hey, herzlichen Dank für die ausführlichen Reiseberichte. Ich wünsche euch noch viele spannende Momente...geniesst es. LG E

  • #2

    Constanze---puma---Holland (Mittwoch, 30 Januar 2019 18:38)

    I love this blog and the pictures are amazing! Will keep following your journey! Safe and fun travels always! We keep in touch!
    Xoxo Constanze
    P.S. If you decide to reactivate your instagram..please find me at #tanzephotography