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Eine Panne, welche sich zum Guten wendete

30/05/19 – 17/06/19: Zurück in Santiago holten wir unseren Muck bei der Firma Camper Travel ab. Dort wurde während unserer Abwesenheit ein undichtes Fenster neu eingebaut und die anderen Fenster wurden zur Sicherheit von aussen neu abgedichtet. Weiter liessen wir bei den Firmen F-Motors und Camcor Muck so umbauen, dass er die Höhe und den schlechten Diesel hier etwas besser verträgt und wir auch nicht mehr kanisterweise AdBlue herumkarren müssen. Diese Arbeiten dauerten einige Tage, so dass wir etwas länger in Santiago blieben als geplant. Aber wir hatten mit Pablo und der Camcor-Familie äusserst nette Menschen um uns herum und so wurde es uns nicht langweilig. Zudem gab uns das die Gelegenheit, dass „Haus der Andacht“ der Bahia-Religion zu besuchen. Das tempelartige Gebäude liegt ober- und ausserhalb der Stadt Santiago und ist rein wegen seiner Architektur einen Besuch wert. 

 

Als Muck dann wieder fahrbereit war, ging es los in Richtung Argentinien. Wir fuhren über die 57 in Richtung Berge und bogen in Los Andes auf die 60 in Richtung Paso Cristo Redentor ab. Wir kurvten die mehr als 30 Haarnadel-Kurven hoch und erreichten auf über 3'000 m.ü.M. den Grenztunnel zu Argentinien. Den Anconcagua, mit 6'962 m der höchste Gipfel der südlichen Hemisphäre, sahen wir leider nur von weitem und etwas in Wolken gehüllt. Der Grenzübertritt nach Argentinien verlief problemlos und wir freuten uns, nach längerer Zeit in der Stadt wieder auf etwas pure Natur. Das erlebten wir auf unserer Fahrt auf der RP52 über den 3'000 m hohen Pass Cruz de Paramillo, eine tolle Strecke mit toller Landschaft. Auf dem Weg übernachteten wir auf rund 2'600 m.ü.M. und wurden fast vom föhnartigen Wind weggeblasen.....und wir dachten mit Patagonien wäre das Thema „Wind“ für uns abgeschlossen.

 

Weiter ging es ins Reserva Bosques Telteca und in den Parque Nacional Sierra de las Quijadas. Der Weg zu den beiden Naturparks führte uns schon nach wenigen Kilometern wieder in die argentinische Steppe und die Fahrten wurden deshalb recht eintönig. Um so mehr begeisterte uns dann der Parque Nacional Sierra de las Quijadas. Bei schönstem Wetter wanderten wir durch die rötlichen Sandsteinfelsen, die von Wind und Wetter zu bizarren Formationen ausgewaschen wurden. Wir fanden das wirklich sehr beeindruckend. Von dort ging es über die RN147 nach San Luis, wo wir auf die RN146 in Richtung San Rafael abbogen.

 

Und dann passierte das, wovon jeder Overlander verschont bleiben möchte......unser treuer Muck wollte nicht mehr. Nachdem plötzlich eine Warnleuchte im Armaturenbrett angegangen war, wollten wir nach dem Motto „ein Reboot tut immer gut“ schauen, ob die Leuchte nach einem Neustart nicht mehr leuchtet. Und das tat sie auch; den Muck liess sich nicht mehr starten. So standen wir mitten in der Steppe und mussten jemanden organisieren, der uns ins glücklicherweise nur 7 km entfernte Monte Coman abschleppen konnte. Das stellte sich recht schwierig heraus und nachdem wir die Polizei sowie zwei andere Autofahrer gebeteten hatten, uns Hilfe zu senden, dann aber rund 6 Stunden gar nichts passierte, half uns ein super netter LKW-Fahrer schlussendlich aus der Patsche. Wir hängten Muck an seinen Anhänger und er zog uns mit gut 70 Sachen an die YPF Tankstelle. Hier verbrachten wir dann unsere Nacht und begannen am nächsten Tag mit der Sucherei nach einem Mechaniker mit Diagnosegerät. Zum Glück gab es in dem kleinen Dorf einen. Brian kam dann sehr schnell vorbei und musste feststellen, dass er nichts ausrichten konnte, da der Schaden scheinbar in der Elektronik lag. Zum guten Glück hatte Brian im rund 60 km entfernten San Rafael einen Bekannten, der sich mit Software und Autoelektronik auskannte. So vereinbarten wir mit Luis (so der Name des Bekannten) einen Termin und mussten jetzt nur noch schauen, wie Muck nach San Rafael kam. Einen so grossen Transporter gab es in Monte Coman nicht, so dass wieder abschleppen angesagt war. Muck wurde mit der Schleppstange an einen anderen Pick-Up gehängt und los ging es.....so macht man das in Argentinien. In San Rafael machten sich Luis, sein Bruder Maxi und ihr Team sofort an die Evaluation des Fehlers und wurden bald auch fündig. Irgendwie verweigerte das Anlasser-Relais seinen Dienst. Da die Reparatur etwas länger dauerte und wir leider nicht im Muck schlafen konnten, verbrachten wir eine Nacht im Hotel und anschliessend einige Nächte in der Wohnung von Maxi. Schlussendlich wurde es fast eine Woche, denn was sich zu Beginn als Unglück darstellte, entwickelte sich zu einigen der wundervollsten Tagen unserer Reise. Nicht nur, weil Luis unseren Muck wieder flott kriegte, sondern vor allem auch weil wir tolle Stunden im Kreise von Luis, Maxi und ihrer Familie verbringen durften.

 

Unter der Woche machten wir noch alleine eine Bodega-Rundtour mit dem Fahrrad und probierten den einen oder anderen Tropfen aus der Region San Rafael. Dann testeten wir unseren Muck bei einer Rundfahrt durch den Canon del Atuel. Bei schönstem Wetter konnten wir hier wiederum sehenswerte Felsformationen bewundern. Hier trafen völlig unterwartet andere Overlander. Plötzlich kam doch ein Landcruiser mit australischem Kennzeichen und jemand rief: „Das send jo Schwiizer!“. Auch die Landcruiser-Besatzung kam aus der Schweiz, heissen Markus und Raquel und waren vor Südamerika längere Zeit in Australien unterwegs. Die beiden trafen wir dann später in der Region Mendoza nochmals.

 

An Marcos Geburtstag machten wir mit Maxi und seiner Freundin Paula trotz Regen und Schnee (.....das hatten wir nicht bestellt) einen Ausflug zum Staudamm bzw. Stausee Los Reyunos und zum Club Los Reyunos, einem Feriendorf am Stausee. Maxi wollte uns unbedingt die Landschaft am anderen Ufer des Stausees zeigen und so fuhren wir auf einer 4x4-Piste durch eine tolle Felslandschaft. Trotz Regen war das sehr eindrücklich. Zudem waren wir zu zwei Familienessen (einmal Asado, einmal Pollo al disco) eingeladen und durften zudem an einer familieninternen Weindegustation mit Maxis Vater (Önologe von Beruf) teilnehmen. Auch das waren supertolle Erlebnisse. Wir fühlten uns wie ein kleiner Teil der Familie Blasquez und so fiel uns der Abschied auch sehr schwer. Aber wir sagten „Auf Wiedersehen“ und waren glücklich, dass wir so nette Menschen kennenlernen durften. Wir können nur sagen „Muchísimas gracias por todo a toda la familia Blasquez, especialmente a Maxi y Luis“.

 

Unsere Reise ging dann weiter in Richtung Mendoza. Gerne berichten wir, was wir in der Stadt des Weines so erlebt haben.

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