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Bunte Kostüme und „Cerveza artesanal“

08/02/20 – 14/02/20: Über die Puente Internacional erreichten wir ein weiteres Mal Argentinien und ein weiteres Mal machten wir Zwischenstopp in Gualeguaychu. Wir installierten uns auf dem Parkplatz am Fluss bei der Touristeninformation und merkten am ersten Abend ein weiters Mal, dass die Argentinier rechte Nachtschwärmer mit Hang zur lauten Musik sind. Bis in die Morgenstunden wurde auf dem Parkplatz neben uns gefeiert......zum Schlafen halfen da nur die guten alten Ohropax. Am nächsten Tag ging es dann zum Ticketschalter für den Karnevalsumzug, den wir nach etwas Sucherei dann auch neben dem Corsodromo fanden. Das Corsodromo, wo der Umzug jeweils stattfindet, sieht ohne „Fasnächtler“ eher aus wie die Start-/Ziel-Tribüne einer Rennstrecke. Wir waren hoch erfreut, dass die Reservation, die Andrea vorgängig per Internet und Telefon gemacht hatte, wirklich geklappt hatte. Nach etwas in der Schlange stehen hielten wir unsere Eintrittskarten für vier VIP-Plätze in der Hand. Nach einem kurzen Rundgang durch Gualeguaychu kamen wir zu unseren Fahrzeugen zurück und stellten fest, dass sich drei weitere Reisemobile zu uns gesellt hatten. Darunter waren auch Norbert und Bettina, welche wir vom UY-Storage her kannten. Wir plauderten etwas zusammen und erfuhren, dass auch die beiden Tickets für den Karnevalsumzug hatten.

 

Frühzeitig machten wir uns etwas später zu Fuss auf den Weg zum Corsodromo und begegneten zwei weiteren bekannten Gesichtern. Jan und Marita wollten sich ebenfalls den Umzug anschauen, hatten aber ihren Parkplatz direkt beim Corsodromo. Wir konnten noch kurz die riesigen und eindrücklichen Wagen bestaunen, welche später dann durchs Corsodromo fahren würden. Beim Corsodromo selber herrschte schon ausgelassene Stimmung und wir liessen uns gerne davon anstecken. Nach einem kleinen Apèro, staffierten wir uns noch „karnevalsmässig“ aus. Angie kaufte sich einen pinkigen Hut, Andrea eine Halbmaske und Chris und Marco eine Punker-Perücke.....nein, wir fielen nicht als Touristen auf. 

 

Nach einem kurzen Schwatz mit Jan und Marita setzten wir uns auf unsere Plätze in der Mitteltribüne in der zweiten Reihen. Und im VIP-Bereich wurden sogar Getränke und Speisen serviert. Diesen Service nutzten wir natürlich sehr gerne. Der eigentliche Umzug begann um ca. 22.00 h und dauerte bis etwa um 02.00 h. Der Umzug hatte verschiedene Teile, wobei in jedem Teil hunderte von Tänzern und mehrere Wagen dabei waren. Es war einfach nur gigantisch. Viele, viele Tänzer und Tänzerinnen in farbenfrohen, teilweise sehr knappen Kostümen, Sujet-Wagen mit sich bewegenden Figuren und Lichteffekten oder Wagen, auf denen ein ganzes Orchester mit Sängern und Sägerinnen Platz fanden, bewegten sich an uns vorbei. Das Corsodromo war zwar nicht ganz gefüllt, aber die Anwesenden machten eine riesige Stimmung. Und vielleicht trugen wir vier auch etwas dazu bei. Auf jeden Fall hatten wir ein Riesengaudi und genossen jede Minute des Umzuges. Nach dem letzten Wagen machten wir uns teilweise etwas schwankend auf den Rückmarsch zu unseren Fahrzeugen. Und weil wir unterwegs keinen passenden Imbissstand fanden, machten wir kurzerhand selber ein „Frühmorgen-Picknick“ am Picknick-Tisch vor Muck. Es war nach 04.00 h als wir müde in die Federn fielen.

 

Obwohl die Nacht kurz war, fuhren wir am nächsten Tag über die RP20 weiter auf den Camping Municipal in Basavilbasso. Hier wollten wir etwas ausspannen, doch dazu kamen wir nicht wirklich. Die CH-Kennzeichen unserer Fahrzeuge erweckten Aufmerksamkeit und bald standen etwa acht Argentinier um uns herum. Es stellte sich heraus, dass einer davon, Martin, seit 2015 in der Schweiz lebt und uns deshalb unbedingt „Hallo“ sagen wollte. So entwickelte sich ein sehr nettes Gespräch, welches damit endete, dass wir eine Einladung zum „Asado“ nach El Trebol erhielten. Dort lebten die Eltern von Martin und er selber, wenn er in Argininen weilt. Diese Einladung konnten wir nicht abschlagen und so passten wir unsere Route halt etwas an. Von Basavilbasso fuhren mit einem Übernachtungsstopp in der Nähe von Rosario nach El Trébol. Die Fahrt führte zuerst durch landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet, dann durch ein Feuchtgebiet und später wieder vorbei an riesigen Feldern von Soja und Mais. In El Trébol erwarteten uns Hugo und Estella (Martins Eltern) sowie er selber und hiessen uns herzlichen willkommen. Wir durften direkt in der Strasse vor ihrem Haus parken und wurden dann ins Haus gebeten. Zuerst gab es Mate und Kuchen und wir durften wieder einmal unsere Spanischkenntnisse ausgraben (wo waren die geblieben??), um uns mit Hugo und Estella zu unterhalten. Trotzdem klappte die Konversation sehr gut und es wurde viel geplaudert und erzählt. Unter anderen erfuhren wir, dass Martin als 22jähirger Bursche mit seiner 125er-Honda nach Ushuaia gefahren war. Diese Honda konnten wir in der Garage tatsächlich noch „bewundern“. Das eigentliche „Asado“ startete wie in Argentinien üblich erst so gegen 21.00 h. Martin hatte extra noch einige seiner Freunde eingeladen. Das war auch gut so, denn es gab Fleisch im Übermass und für Andrea und Angie sogar etwas Vegetarisches. So verbrachten wir einen supernetten und sehr interessanten Nachmittag bzw. Abend bei Martin, Hugo, Estella und ihren Freunden. Wir fühlten uns richtig wohl und konnten ein weiteres Mal nur Staunen über die Gastfreundschaft der Menschen hier. Man stelle sich das in der Schweiz vor......Nochmals „muchisimo gracias“ an Martin, Hugo und Estella.

 

Von El Trébol ging es auf direktem Wege nach Cordoba, einer der ältesten Städte Argentiniens. Der Weg dorthin führte uns wieder durch riesige Mais- und Sojafelder und wir folgten einmal der Ruta 66 (nicht zu verwechseln mit ihrer bekannten Schwester Route 66 in den USA). In Cordoba quartierten wir uns auf dem Camping Municipal ein, der im Naturreservat General San Martin lag und deshalb für einen Stadtcamping sehr grün und gemütlich war. Und unser Nachbar war.....ein Schweizer. Lorenz, aus dem Kanton St. Gallen, war mit seinem integrierten Reisemobil zur Seabridge-Südamerika-Reise gestartet, hatte aber wegen einiger schwerwiegenden technischen Problemen am Fahrzeug seine Gruppe ziehen lassen müssen. Nun war er auf dem Weg zurück nach Montevideo. Da Uber nicht verfügbar war, bewegten wir uns halt mit den „normalen“ Taxis vorwärts. Das ging bis auf einmal immer gut. Nur das eine Mal hatte Andrea für uns vier einen Fiat Uno-Taxi aufgehalten und auf dem Weg zum Camping machte das Kistchen einfach schlapp.....zum Glück stand ein neues Taxi auf der anderen Strassenseite. 

 

Am ersten Tag fuhren wir also zur Plaza San Martin und schlossen uns der La Docta-Free Walking Tour an. Unser Tourguide Tina, war eine aufgestellte junge Dame und führte uns zu den historisch wichtigen Orten der Stadt: zur Kathedrale, zum Museo de la Memoria (Ausstellung über die Opfer der Diktatur), zum Cabildo (erstes Regierungsgebäude), zur Cripta Jesuitica, zum El Mundial (dem schmalsten Gebäude Südamerikas) und dann natürlich zur ersten Universität Argentiniens, welche im Jahr 1613 durch die Jesuiten gegründet worden war. Nach der Tour hatte Tina eine Restaurantempfehlung (wie üblich bei Free Walking Touren). Da wir Hunger hatten liessen wir uns gerne zu diesem Restaurant führen. Von unserer Gruppe begleiteten uns noch drei Kanadier, Doug und Maureen sowie Shanon. Zufälligerweise stammten alle drei aus Vancouver und lebten sogar in der selben Nachbarschaft. Wir hatten ein feines und unterhaltsames Mittagessen und verstanden uns sehr gut mit den drei aus Kanada. Nach dem späten Mittagessen wollten wir nur das bekannteste Shopping-Center der Stadt besuchen als Chris plötzlich von einem grossen Herrn mit Baseball-Cap und seiner Begleitung angesprochen wurde. Es stellte sich heraus, dass das Bernd und Elke waren, welche Chris und Angie vor gut 18 Monaten im UY Storage kennengelernt hatten. Die Wiedersehensfreude war natürlich gross und es gab viel zu erzählen; zuerst im Kaufhaus und dann draussen in einer „Gartenbeiz“. Die Zeit verging und plötzlich meldete sich der Hunger, sodass wir uns ins Ausgangsquartier „Guemes“ begaben und ein offenes Lokal suchten. Es war erst gegen 19.00 h und das ist in Argentinien viel zu früh.....Zum Glück fanden wir eine „Cervezeria“, die geöffnet hatte und so kamen wir zu unserem Bier (12 verschiedene lokale Biersorten ab Hahnen) und auch zu unserem Essen. Der Gesprächsstoff ging uns nicht aus und so wurde es nach Mitternacht bis wir uns ein Taxi zum Camping bestellten. 

 

Am zweiten Tag machten wir Cordoba zu Fuss unsicher. Wir schlenderten durch die belebte Fussgängerzone, besuchten den Mercado Norte (Markthalle) und marschierten dann zum Parque Sarmiento, wo wir uns mit Chris und Angie verabredet hatten. Unterwegs kamen wir an zwei modernen Verwaltungsgebäuden vorbei (für solche Prunkbauten ist wohl immer Geld vorhanden) und am alten, stillgelegten Bahnhof von Cordoba vorbei. Der machte auf uns den Eindruck, als wäre der letzte Zug eingefahren und der Bahnhof dann geschlossen worden. Vom Parque Sarmiento ging es zum Paseo Buen Pastor, einem Museumsgebäude mit vielfältigem Gastronomieangebot. Wir hatten Lust auf Sushi, doch das Restaurant öffnete erst um 20.00 h. Also ging's wieder nach „Guemes“ und wieder ins gleiche Bierlokal wie gestern; das war wiederum das einzige offene Restaurant. Aber kein Problem für uns, es gab ja noch einige Biersorten zu probieren. Etwas später stiessen Bernd und Elke wieder zu uns und wir hatten wieder eine richtig tollen Abend. Wir kamen dann übrigens doch noch zu unserem Sushi. Aber nicht in besagtem Restaurant, das war scheinbar ausgebucht.....oder waren wir zu wenig adrett gekleidet??? Nein, wir besorgten uns in einem Sushi-Take Away einfach zwei riesige Schachteln und assen diese zusammen mit vielen anderen Leuten auf der Treppe vor dem Paseo Buen Pastor. Es hätte nicht besser sein können. Es war schon wieder spät als wir uns von Bernd und Elke verabschiedeten und zum Camping zurückkehrten.

 

Von Cordoba aus sollte unsere Reise in Richtung Nordwesten gehen. Die Anden warteten auf uns. Bis es aber so richtig in die Höhe ging, gab es noch einige Kilometer zu fahren. Interessiert? Dann kommt mit uns und lest den nächsten Bericht.

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