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Durch die endlos scheinenden Weiten in Argentiniens Norden

09/03/20 – 15/03/20: Als wir am Tag nach unserer Offroad-Tour aufstanden, waren die umliegenden Bergspitzen weiss eingezuckert. Der Herbst kam in grossen Schritten näher....für uns Zeit, unsere Reise fortzusetzen. So folgten wir weiter der asphaltierten RP43 bis nach Antofagasta de la Sierra, wo wir nochmals einkauften und Diesel tankten. Von hier bogen wir auf die unbefestigte RP44 in Richtung Antofalla ab. Die Regenfälle der letzten Wochen hatten Spuren hinterlassen und deswegen stand die Strasse mehrmals unter Wasser. Glücklicherweise waren die Pfützen nicht „tief“ sondern nur „flächenmässig gross“. Durch den suboptimalen Strassenzustand und die für einmal regnerische Witterung kamen wir nicht so schnell vorwärts wie geplant und errichteten im Nirgendwo unser Nachtlager. Als wir gemütlich draussen beim Apèro sassen, tauchte wie aus dem Nichts eine einheimische Dame mit ihren drei Hunden auf. Sofort begann sie mit uns zu plaudern und so erfuhren wir einiges über ihr Leben auf ihrem „Campo“. Schon faszinierend, mit wie wenig solche Menschen zufrieden sein können.

 

Der kurvigen und teilweise recht holperigen RP44 durch ein schmales Flusstal folgend, stieg der Weg kontinuierlich an bis wir die Passhöhe auf über 4'600 m erreichten. Auf der anderen Seite ging es relativ steil und kurvenreich in Richtung Tal bis hinab zum Salar de Antofalla und zum gleichnamigen kleinen Ort. Von hier aus fuhren wir auf einer wirklich miserablen Waschbrett-Piste zu den Ojos del Campo – mehreren kleinen Tümpeln, welche erloschene Geysire waren. Wegen des bedeckten Himmels sahen wir die von den Prospekten angekündigten unterschiedlichen Farben leider nicht. 

 

Unser nächstes Ziel war der Cerro El Cono, welcher sich im Salar de Arizaro befindet. Dazu folgten wir ab nun nur noch kleinen Nebenstrassen – nach europäischen Begriffen waren dies wohl eher mittelmässige bis schlechte Feldwege. Zuerst fuhren wir entlang dem Salar de Antofalla in Richtung Antofallita. Schon nach einigen Kilometern trauten wir unseren Augen nicht......vor uns glitzerte es wie wild in der Sonne und es schien so, als lägen da haufenweise Scherben mitten in der Natur. Nach näherer Begutachtung stellte sich heraus, dass die glitzernden kleinen Stücken natürlichen Ursprungs waren. Wir fanden nicht heraus aus was diese wunderschönen Gebilde bestanden, waren aber begeistert von dem, was die Natur wieder vollbracht hatte. Auf einer recht guten Schotter- bzw. Erdpiste erreichten wir die kleine grüne Oase Antofallita. Von dort führte die Strasse in Form eines Doppelblitzes bis auf über 4'000 m Höhe und von dort weiter durch eine überraschend abwechslungsreiche Steppenlandschaft zum Salar de Arizaro und zum Cerro El Cono. Das spezielle an diesem unübersehbar am Rande des Salars stehende Hügel ist, er sieht aus wie ein Bilderbuch-Vulkan ist aber komischerweise keiner. 

 

Als nächstes wollten wir über eine alte Minen-Verbindungsstrasse zur stillgelegten Mina La Causalidad fahren. Die Fahrt dorthin war von Anfang an recht abenteuerlich. Als erstes fuhr Marco in seinem morgendlichen Übermut ohne sich beim Sicherheitsbeamten anzumelden in eine noch betriebene Mine. Das führte dazu, dass wir von der Security gestoppt, zum Eingang zurück eskortiert und dann nach einer kurzen Diskussion zur „richtigen“ Ausfahrt geleitet wurden. Von da ging es sowohl strassen- wie auch landschaftstechnisch sehr abwechslungsreich weiter. Eine Zeit lang war nur Schritttempo angesagt, da die Piste eigentlich nur aus Steinen bestand und ziemlich steil nach oben führte. Und ein anderes Mal war die Strasse nicht mehr wirklich erkennbar und die Piste führte als „reine“ Fahrspur durch die gelbe Steppe. Irgendwie auch schön......Auf jeden Fall waren wir wieder einmal sehr froh, dass wir mit unserem Muck auch diese Piste problemlos und ohne Zwischenfälle hinter uns bringen konnten. Irgendwann stiessen wir dann auf die RP27, welche früher als Zubringerstrasse zur Mina La Causalidad diente und deshalb asphaltiert war. Ihre besten Zeiten hatte die Strasse zwar auch hinter sich, doch war sie im Vergleich zu den vorherigen Pisten sehr entspannt zu befahren. Die Mina La Causalidad selber lag auf knapp 4'000 m.ü.M. und war seit gut 40 Jahren nicht mehr im Betrieb. Damals diente sie zusammen mit der nahe gelegenen Mina Julia dem Abbau und der Verarbeitung von Schwefel. Viele der Gebäude und der Fabrikanlagen waren noch mehr oder weniger in Takt und man konnte sich vorstellen, wie die über 1'000 Arbeiter hier oben in der Einsamkeit gelebt hatten. Wir stampften durch die Dorfstrasse, besuchten die Kirche und die alten Wohnhäuser und bestaunten die Fabrikanlagen. Es gab sogar eine Seilbahn, welche die beiden Minen miteinander verband. So faszinierend wir diese „Geisterstadt“ fanden, so traurig waren wir ob der Tatsache, dass nach der Schliessung einfach alles „stehen und liegen“ blieb und auf die Natur überhaupt keine Rücksicht genommen wurde.

 

Weiter ging unsere Reise auf der RP27 nach Tolar Grande, einem der einzigen Dörfer in der Region. Unterwegs bestaunten wir mehrere kleine Salzlagunen, deren Wasser türkisblau leuchtet. Wir hatten gerade am Dorfplatz geparkt als der uns bekannte rote VW-Bus von Patrik und Beatrice um die Ecke bog. Gemeinsam nutzten wir das freie WiFi und die Nachrichten zum Thema „Corona“ machten uns alle ziemlich nachdenklich. Anschliessend besuchten wir gemeinsam die „Ojos del Mar“. Mehrere unterschiedlich grosse Salzteiche, die in den unterschiedlichsten Farben leuchteten. Leider wurde das Erlebnis von einem recht unfreundlichen Parkwächter getrübt und wir hatten das Gefühl, der war gar nicht so an Touristen interessiert. Aber das hatten wir auch schon anderswo erlebt.

 

Da Patrik und Beatrice in die selbe Richtung wie wir unterwegs waren, schlossen sie sich uns an und so waren wir ab jetzt im „Dreier-Pack“ unterwegs. Wir folgten weiter der unbefestigten RP27, welche uns durch eine sagenhaft schöne Felslandschaft führte. Wir fuhren dem Salar del Diabolo entlang, kurvten durch die Strasse mit den „Siete Curvas“ und bestaunten die Desierto del Diabolo mit ihren bizarren Felsformationen. Weiter ging es über den Salar de Pocitos bis die RP27 in die RN51 mündete. Hier fuhren wir ein weiteres Mal an einem riesigen Solarkraftwerk vorbei und wunderten uns ebenfalls ein weiteres Mal, dass diese Anlagen meistens in chinesischer Hand sind. Nachdem wir eine riesige Hochebene durchquert hatten, begann die Strasse wieder anzusteigen und führte uns, vorbei an einer für uns unerwarteten Hochmoorlandschaft in vielen Kurven stetig bergwärts. Nachdem wir den über 4'000 m hohen Pass gemeistert hatten, wurde die Erdpiste plötzlich ziemlich feucht, aber noch immer gute befahrbar. Doch dann fuhren wir plötzlich auf stehende LKWs auf und erfuhren von den Chauffeuren, dass einige Meter weiter vorne zwei Sattelschlepper im tiefen Schlamm stecken geblieben waren. Für PKWs und LKWs ohne Anhänger gebe es aber eine Umfahrung – nur etwas durch den Schlamm und dann einen kleinen Hügel hoch auf eine andere Strasse. Für den Steyr und für Muck kein Hindernis, für den VW-Bus eine rechte Herausforderung. Chris fuhr dann mit dem Steyr als erster, um als Abschleppwagen für den T4 dienen zu können. Den Schlamm meisterte Patrik mit dem VW noch sehr gut, nur die letzte Senke vor der oberen Strasse war zu viel für den Fronttriebler und er blieb stehen. Mit Hilfe des Steyrs war aber auch der letzte Meter in wenigen Augenblicken geschafft. Unser Muck meisterte auch diese Passage wie üblich ohne zu murren.

 

Bald erreichten wir dann gut gelaunt San Antonio de los Cobres, wo wir unsere Autos abstellten und ein Restaurant suchten, um etwas kleines zu Essen. Wir waren erfreut über das schnelle WiFi.....weniger erfreuten uns die Neuigkeiten von der „Corona-Front“. Was wir da über die Entwicklung in Europa und in Argentinien lasen, liess unsere Stimmung schnell in den Keller fallen. Und als wir während eines Spazierganges an einem Geschäft ein Schild entdeckten, dass hier keine Produkte mehr an Ausländer verkauft würden, ahnten wir, dass die nächsten Tage anderes verlaufen würden als geplant.

 

In unserem nächsten Bericht erfahrt ihr, wie es uns in Argentinien so erging, als dieses von der „Corona-Panik“ wortwörtlich überrollt wurde.

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