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Vom Dorffest, über einen Kite-Spot in der Wüste bis nach Chile

15/02/20 – 19/02/20: Von Cordoba ging es in Richtung Nordwesten; Ziel war der Paso Agua Negra, welcher uns nach Chile bringen sollte. Zuerst folgten wir der RN38, auf welcher wir einen unserer seltenen „Stop'n Go“-Verkehre in Argentinien erlebten. Die RN38 kannten wir teilweise schon von unserer Fahrt im letzten Juli und so steuerten wir einen uns bekannten Stellplatz am Staudamm Aguadite in Chamical an. Dort angekommen, trauten wir unseren Augen kaum. Auf dem beim letzten Mal einsamen Spielplatz-Gelände standen mehrere Stände und viele Leute sassen an Tischen und Stühlen im Schatten. Ein netter Herr erklärte uns, dass immer am Samstag die „Fiesta de Aguadite“ stattfinde. Das war ein kleiner Markt, an dem Einheimische ihre Produkte anbieten und am Abend gibt es dann Festbetrieb mit Musik. Wir könnten sehr gerne hier übernachten, meinte der Herr, falls uns die Musik bis ca. 02.00 h in der Nacht nicht stören würde. Wir mussten das zuerst mit Chris und Angie besprechen und weil die beiden noch nicht da waren, machten wir einen kleinen Ausflug zum nahe gelegenen Stausee bzw. Staudamm Aguadite. Schlussendlich entschieden wir uns, unsere Nacht doch hier zu verbringen und das zu tun, was man in solchen Augenblicken tut.....man setzt sich auch an einen Tisch und ist ein Teil der „Fiesta“. Die Organisatoren waren hoch erfreut, dass vier Touristen aus der Schweiz ihre Gäste waren und wir wurden herzlich aufgenommen. Die Leute waren sehr interessiert, was wir den hier machen und so ergaben sich etliche Gespräche und wir (also vor allem Andrea) konnten unsere Spanischkenntnisse gebrauchen. Es ging soweit, dass uns die Strandbetreiber Kaktusfeigen und Honig schenkten.....wir waren völlig baff. Die versprochene Musik kam dann auch noch, aber nicht wie angekündigt um 21.00 h sondern erst um 22.45 h. Es waren zwei ältere Argentinier, welche nur mit einer Gitarre begleitet, traditionelle Lieder aus der Region vorsangen. Und die beiden waren wirklich gut. Als wir uns überlegten, ins Bett zu gehen, kam einer der Sänger an unseren Tisch und sagte, sie würden gerne für uns einige Lieder singen, ob uns das recht wäre. Sicher war uns das recht. So holten die Herren zwei Stühle und sangen für uns einige Lieder. Zu jedem Lied erzählten sie uns vorab die Geschichte, welche im Lied besungen wir. Es war richtig genial. Schlussendlich gingen wir erst kurz vor 02.00 h ins Bett und so dauerte es nicht mehr lange, bis die letzten Festbesucher abzogen und Ruhe einkehrte. Für uns war das ein weiteres unvergessliches Erlebnis mit Menschen.

 

Von Chamical aus ging es in Richtung Parque Provencial Ischigualasto. Den Weg über die RN38 bzw. die RN150 war uns in umgekehrter Richtung bekannt. Dennoch begeisterte uns die Landschaft mit ihren farbigen Felsen und den Kakteen aufs Neue. Es war spannend zu sehen, wie dank dem Regen der letzten Wochen alles plötzlich viel grüner war. Da wir die Rundfahrt im Parque Provencial Ischigualasto im letzten Juli bereits gemacht hatten, verzichteten wir dieses Mal darauf und begnügten uns mit der Besucherterrasse und einem kleinen Spaziergang.

 

Weiter ging es für uns auf der RN150 bis wir wieder einmal auf die bekannte RN40 (Ruta 40) in Richtung Jachal abbogen. Beim letzten Mal hatten wir eine andere Strecke genommen, welche uns besser gefallen hatte als die jetzige Fahrt. Wir fuhren durch das Tal des Rio Jachal und erreichten den Stausee Cuesta del Viento. Wir waren ganz überrascht, dass hier der scheinbar beste Kite-Spot Argentiniens sein soll, aber es war so. Mitten in der Wüste flitzen bunte Kites über das braune Wasser des Stausees. Für einmal liessen es Andrea und Chris bleiben, selber aufs Wasser zu gehen. Wir campierten an einem ruhigen Platz am See und entschlossen uns am nächsten Morgen, dem auf der Karte eingezeichneten Fahrweg weiter zu folgen. Der sollte uns in ca. 15 km wieder auf eine Strasse bringen. Zu Beginn war die Piste noch tiptop, doch schon bald merkte man die Regenfälle der letzten Wochen. Vielerorts war die Fahrbahn weggespült und es hatte trockene Bachläufe, wo gar keine sein sollten. Doch Stück für Stück kamen wir vorwärts, mussten einmal einige Löcher in der Fahrbahn mit Steinen auffüllen und zum Schluss einige Äste absägen. Aber da die Landschaft so eindrücklich war und alles problemlos klappte, fuhren wir die Strecke bis ans Ende. Klar brauchten wir für die 15 km gute 3 h, aber wir hatten Spass und genossen die Fahrt über Stock und Stein. Und Muck meisterte alle Hindernisse ohne zu murren. Zurück auf der asphaltierten RP430 fuhren wir zurück zur RN150 und quartierten uns für eine Nacht in Las Flores bei Antonio und seiner Frau ein. Er hatte in Eigenriege ein Lehmhaus gebaut, welches so auch in der Schweiz stehen könnte. Wir waren beeindruckt.

 

Am nächsten Tag nahmen wir die Überquerung des Paso Agua Negra in Angriff. Kurz nach Las Flores reisten wir ohne Probleme aus Argentinien aus; der chilenische Zoll war nun rund 150 km entfernt. Dazwischen lag nur noch der 4'753 m.ü.M. Paso Agua Negra. Wir folgten noch immer der RN150, welche sich zuerst als einwandfrei asphaltierte Strasse (später als gute Schotterpiste) langsam aber stetig in die Höhe schraubte. Bald waren 3'000 m.ü.M., dann schon 4'000 m.ü.M. erreicht und wir bestaunten die Landschaft und die wilden Radfahrer, welche den Pass ebenfalls überqueren wollten. Muck brachte uns problemlos auf die Passhöhe, wo gleichzeitig auch die Grenze zwischen Argentinien und Chile verlief. Wir liessen es uns nicht nehmen, bei ungewohnt kühlen Temperaturen und starkem Wind einige Schritte auf dem für uns bis dato höchsten, besuchten Ort zu spazieren. Das war schon etwas anstrengender als normal. Wer auf der einen Seite hochfährt, darf auf der anderen Seite auch wieder runter fahren. Ab der Grenze hiess die Strasse 41-CH und diese brachte uns in langen Kehren langsam in Richtung Tal. Auf dieser Seite der Grenze war die Strasse ungewohnterweise in etwas schlechterem Zustand, dafür war die Landschaft noch viel beeindruckender. Die steilen Felsen leuchteten in den unterschiedlichsten Rot-, Braun, Grün- und Grautönen und zogen Andrea in ihren Bann. So gab es doch den einen oder anderen Fotostopp. Für die Nacht hatten wir uns einen Platz am Stausee „Embalse La Laguna“ ausgesucht. Dort standen wir auf gut 3'100 m.ü.M. mit toller Sicht auf den See und zurück ins Tal und genossen den Sonnenuntergang. Überraschenderweise tauchte plötzlich einer der Radfahrer auf, den wir überholt hatten; doch ihm fehlten seine zwei Begleiterinnen. Nachdem wir den erschöpften Argentinier etwas zu Essen und zu Trinken gegeben hatten, entschied er sich, ebenfalls in unsere Nähe zu campen. Was wir aus dieser Nacht gelernt hatten: Beim nächsten Mal lassen wir uns mehr Zeit, uns an die Höhe zu „akklimatisieren“, denn Andrea hatte nicht so gut geschlafen und hatte die ganze Zeit einen etwas „sturmen“ Kopf. Aber glücklicherweise ging es am nächsten Tag ja wieder runter auf „normale“ Höhe.

 

Von unserem Nachtplatz waren es nur noch ca. 60 km bis zur chilenischen Grenze und zum berühmten „Pisco-Tal“. Wir nehmen euch gerne mit und erzählen euch, wie unser Abenteuer in Chile weitergegangen ist.

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