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Unser Abschied von Südamerika

01/06/20 – 11/06/20: Am 01/06/20 hiess es dann Abschied nehmen von Chris und Angie sowie Marcus und Frieda. Die vier hatten sich entschieden, in Cafayate zu bleiben und sich der Herausforderung „Covid“ weiter zu stellen. Die Zeichen standen gut, dass sich die Lage in der Provinz Salta bald noch mehr entspannen würde und sie sich bald wieder frei bewegen durften. Patrik und Beatrice sagten wir nur vorübergehend „Ciao“. Die beiden würden wir spätestens auf dem Flughafen in Buenos Aires wieder treffen.

 

So starteten wir seit mehr als zwei Monaten wieder Muck's Motor und starteten unsere Fahrt in Richtung Buenos Aires. Zuerst folgten wir der RN40 in Richtung Süden und durchquerten die malerische Landschaft rund um Cafayate. Wir kamen keine 20 km bis zur ersten Polizeikontrolle. Hier wurden alle unsere Daten mit einem Tablet erfasst, wir wurden fotografiert und nach gut 30 min konnten wir wieder weiterfahren. Am ersten Tag unserer Reise sollten 14 weitere Polizeikontrollen folgen, wobei nur drei dieser Kontrollen mehr als 10 min dauerten. Bei einigen wurden nur kurz unsere Dokumente (und davon hatten wir einige...) kontrolliert, bei anderen wurden wir nach unserem Start und unserem Ziel gefragt und bei der Mehrzahl wurden wir einfach durchgewunken. Von der RN40 bogen wir dann ab auf die RP307, welche uns ins Valle de Tafi brachte. Diese führte auf vielen Kurven bergwärts und wir überquerten nochmals einen Pass mit rund 3'000 m. Leider herrschte oben sturmdicker Nebel und das Thermometer fiel auf unter 0°C. So sahen wir nichts von der Landschaft. Auf der anderen Seite des Passes war die Landschaft saftig grün und durch ein malerisches Flusstal kamen wir zur RN38, zur RN157 und später zur RN60. Diese Strassen waren besser ausgebaut und so kamen wir auch schneller voran. 

 

Gegen 19.00 h suchten wir uns einen Nachtplatz und fanden in Dean Funes eine passende Tankstelle. Nett wie wir waren, fragten wir den zufällig anwesenden Polizisten um Erlaubnis. Das war eine ganz dumme Idee.....der telefonierte nämlich mit seinem Vorgesetzten und erklärte uns, dass wir nicht anhalten dürften. Das verstosse nämlich gegen das „Protocolo“. Ja, wir kannten dieses „Protocolo“, aber uns war unklar, was sich der Verfasser dabei gedacht hatte. Fahren war erlaubt, anhalten nicht – Fazit: man müsste immer fahren.....und das wollten wir nicht....und das machten wir dem Polizisten auch klar. Dieser war supernett, verstand unser „Problem“ und bot uns an, uns im Nachbarort einen Platz zu besorgen. So warteten wir eine gute Stunde ausserhalb des Ortes und dachten schon, der Beamte hätte uns verarscht. Aber nein, er kam dann wirklich und wir folgten dem Polizeiauto im „Tieflug“ (80 km/h war signalisiert, wir waren mit mehr als 110 km/h unterwegs) ins nächste Dorf, welches Avellaneda hiess. Nachdem „unser“ Begleiter länger mit seinem Bekannten (örtlicher Polizeichef) diskutiert hatte, durften wir uns auf der Tankstelle zum Übernachten hinstellen. Wir musste einfach versprechen, am nächsten Morgen vor 06.30 h wieder loszufahren. Für uns war dies kein Problem. Als uns „unser“ Beamter auch noch mit Verpflegung versorgte (eine superleckere Milanesa) war der Abend gerettet und wir fielen müde ins Bett.

 

An unserem zweiten Fahrtag waren wir wie versprochen früh unterwegs und kamen dementsprechend sehr gut voran. Noch in der Dunkelheit fuhren wir in die erste Polizeikontrolle, welche aber bis zur Ankunft an unserem Ziel die letzte sein sollte. Bald erreichten wir vor Cordoba die RN9, welche wir dann die nächsten rund 700 km folgten. Es hatte fast keinen Verkehr, es fuhr sich angenehm und wir machten sehr gut Strecke. So entschieden wir, heute bereits bis zu unserem Zielort, der Psalm23 Lodge in Tristan Suarez (einem Vorort von Buenos Aires) zu fahren. Gut 150 km vor dem Ziel bogen wir links auf die RP6 ab, welche doch das eine oder andere Schlagloch aufwies. Marco tat sein Bestes, um denen so gut es ging, auszuweichen. Um etwa 17.00 h bogen wir nach Tristan Suarez ab und Marco vergass wieder einmal, dass auch die Argentinier Freunde von Geschwindigkeitsschwellen sind und so wurde Muck unfreiwillig durchgeschüttelt. Wir kamen trotzdem Heil in der Pslam23 Lodge an und wurden von Hernan und Celina herzlich begrüsst, welche uns sofort das Bungalow zeigten. Kaum angekommen, erfuhren wir durch eine E-Mail der Botschaft, dass unser Heimflug vom 5. Juni auf den 10. Juni verschoben worden war. Diese Neuigkeit, das feucht-kalte Wetter und die Tatsache, dass Marco vergessen hatte, das Push-Lock einer Schublade zu schliessen und die wegen der „Holperei“ nun etwas havariert war, trübte zu Beginn unsere Stimmung etwas. Das dauerte glücklicherweise nicht lange und bald schon hatten wir uns mit der neuen Situation arrangiert. Wir durften bis zur Abgabe am Hafen weiter im Muck übernachten und konnten uns auf dem grosszügigen Grundstück einrichten. Neben uns campte auch eine Deutsche Familie in einem älteren Mercdes-Benz Truck bei Hernan. Markus, Galina mit Tochter Nino Charlotta verbrachten die ersten sechs Wochen der Ausgangssperre in El Bolson und „siedelten“ als es dort zu kalt wurde, nach Tristan Suarez um. Hier waren sie nun auch schon fast sechs Wochen und hofften auf eine baldige Lockerung der Reisebeschränkungen. 

 

Die gute Woche bis zu unserem Flug verging wie im Nu und wir hatten immer etwas zu tun. Wir machten etwas Büroarbeit, räumten unserer Koffer ein, machten Muck bereit für die Verschiffung und fanden auch noch Zeit, zum Frisör zu gehen. Für den „Corte argentino“ bezahlten wir für zwei Personen inkl. Trinkgeld nicht einmal CHF 5.00. Natürlich kam auch das gesellschaftliche nicht zu kurz und wir verbrachten eine tolle Zeit. Galina verwöhnte uns jeden Tag mit leckerem Cappuccino, wir kochten Lammgulasch auf dem Feuer, Marco testete die sibirische Zeltsauna von Markus und wir genossen nochmals ein echt argentinisches Asado. Kurz nach uns kamen zwei weitere Paare aus der Schweiz an: Martina und Michi, welche ihr Auto unterstellten und Janine und Danilo, welche ihren Campingbus wie wir verschiffen wollten. Einige Tage später gesellte sich dann noch Dani, ein weiterer Schweizer zu unserer Truppe dazu. Zur Familie von Hernan und Celina gehören auch ihre vier Kinder Lucas, Sophia, Facundo und Abril und die drei Hunde Tobi, Katy und Pipi. So war für reichlich Unterhaltung gesorgt.

 

Am 08/06/20 macht sich Marco dann mit Janine, Danilo und Hernan auf die 150 km lange Fahrt nach Zarate zum Hafen. Im Vorfeld hatte Andrea alles mit unserem Agenten Pablo abgemacht und wie versprochen wartete am Hafen Francisco auf uns. Nachdem das Finanzielle geregelt war und alle Sicherheitskontrollen gemeistert waren (inkl. Fiebermessen, Warnweste und Sicherheitsüberschuhen), konnten Marco und Danilo mit ihren Fahrzeugen in den Hafen fahren. Dann war wie üblich warten angesagt. Francisco kümmerte sich um alle Dokumente mit dem Zoll und ein Zollbeamter untersuchte Muck eine gute 3/4 Stunde gründlich nach Drogen. Dann durften wir die Autos auf dem Zollparkplatz im Hafen parken und und mit dem Shuttle-Bus zurück zum Eingang fahren. Nach fast drei Stunden war die ganze Sache erledigt. Wenn alles wie geplant lief, würde unser Muck so um den 25. Juli in Hamburg ankommen. Die Leute von Caravan Shippers (Buchung der Verschiffung) und ESADIN INT´L S.A. (Agent vor Ort) hatten einen tollen Job gemacht. Obwohl die Rückverschiffung ziemlich kurzfristig organisiert werden musste und trotz der „COVID“-Einschränkungen lief zu unserer grossen Freude alles sehr speditiv, organisiert und problemlos ab. Vielen Dank dafür an alle Beteiligten.

 

Und dann kam auch schon der Tag unserer Heimreise. Wieder einmal war „Adios sagen“ angesagt. Auch unsere letzte Woche in Argentinien durften wir mit äusserst netten und gastfreundlichen Menschen verbringen und ein weiteres Mal fühlten wir uns als „ein kleiner Teil ihrer Familie“. Das war für uns ein toller Abschluss unserer langen Reise und wir sagen „Muchisimas Gracias“ an Hernan, Celina, Markus und Galina für die tolle Zeit, welche wir mit ihnen verbringen durften. 

 

Mit drei Fahrzeugen wurde die „Schweizer Gruppe“ dann zum Flughafen Ezeiza gefahren und bereits die Einfahrt war recht speziell. Die Parkplätze waren fast leer, dafür gab es eine riesige Anzahl an Polizisten. Beim Eingang in die Abflughalle gab es die obligate Temperatur-Kontrolle, ansonsten lief fast alles ab wie üblich. Auffällig war einfach, dass keine Shops geöffnet hatten, alle Leute Gesichtsmasken trugen und es natürlich etwas schneller ging, da es fast keine Leute hatte im Flughafen. Hier trafen wir dann wieder auf Patrik und Beatrice, welche die Zeit bis zum Abflug bei Freunden in Buenos Aires verbracht hatten. Und es gab ein Wiedersehen mit Silvia und Erich, welche wir zu Beginn unserer Reise im Paraiso Suizo kennengelernt hatten. Nach der üblichen Warterei bis zum Boarding hob unser Airbus A340-300 der Edelweiss mit dem Namen „Melchsee Frutt“ mit gut 15 Minuten Verspätung um kurz vor 17.30 h ab in Richtung Zürich. Der Flug verlief problemlos und da es sich um einen „Sonderflug“ und keinen „Rückholflug“ handelte, gab es auch normale Verpflegung an Bord. Wir konnten sogar ziemlich gut schlafen und so waren wir überraschend frisch als wir mit nur 5 Minuten Verspätung in Zürich landeten. Ausser dass die Crew die Passagiere vor dem Aussteigen mehrere Male recht energisch zum „Sitzen bleiben“ auffordern musste, verlief auch das Deboarding, die Zollkontrolle und die Gepäckrückgabe wie am Schnürchen. Wir hatten fast etwas Stress, damit wir uns von allen Mitreisenden verabschieden konnten, welche wir kannten. Draussen in der Ankunftshalle wurden wir schon von Andreas Schwester und ihrem Freund erwartet und bald waren wir unterwegs in Richtung Innerschweiz. 

 

So fand unsere Abenteuerreise nach fast zwei Jahren ihr Ende. Nun musste nur noch Muck seine Heimreise über den Atlantik heil überstehen. In nächsten Beitrag werden wir darüber berichten.

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